Ballsaison ohne Bälle

Yvonne Rueff zählt zu den Powerfrauen in der Josefstadt, die sehr erfolgreich an der Spitze eines Betriebs stehen. Das wird jetzt auch mit dem „Bezirks Business Award“ gewürdigt.

Corona­bedingt wurde die Verleihung jedoch schon zweimal verschoben.  Yvonne Rueff ist in der Tanzschule ihrer Eltern groß geworden und hat diese nach dem frühen Tod ihres Vaters sehr jung übernommen.

„Ich würde mich als klassische Josefstädter Unternehmerin in einem traditionellen Familienbetrieb beschreiben. Ich habe mich schon als Ungeborenes mit meiner Mutter hier im Tanzsaal bewegt. Als ich elf war, sind wir in den Achten gezogen. Ich bin ins Gymnasium Albertgasse gegangen und habe an der HAK Hamerlingplatz maturiert. Ich bin eine richtige Josefstädterin und würde auch um keinen Preis in einen anderen Bezirk wechseln.“

Mit Corona ist auch für Rueff geschäftlich eine harte Zeit angebrochen. Die Tanzschulen gehören zu den am stärksten betroffenen Branchen.

„Wir schaffen einen zweiten Lockdown, aber nur deshalb, weil wir bereits vor rund fünf Jahren umgebaut haben – jetzt wäre das eine Katastrophe.“ Rueff ist es in ihrer Tanzschule gelungen, einen Mix aus modern und traditionell umzusetzen. Die großen Tanzsäle im Stil ihres Vaters wurden erhalten, der Eingangsbereich ist mit einem automatischen Türsystem ausgestattet.

„Es war mir immer sehr wichtig, dass wir Jugend- und Erwachsenenkurse anbieten, das machen nicht mehr viele Tanzschulen. Aber die Corona-Krise kostet uns in puncto Jugendanfängerkurse viel Kraft. Keine Schülerkurse bedeutet auch, dass es keine Fortsetzungskurse gibt. Die Bälle sind abgesagt, die großen Polonaise-Choreografien fallen weg. Auch die Touristen, die extra zur Ballsaison nach Wien reisen, fehlen. Wir haben Walzer-Crash-Kurse angeboten, die besonders um Silvester regelrecht gestürmt wurden. Eine Ballsaison ohne Bälle ist natürlich eine Katastrophe, denn wo kann man sonst noch tanzen?“

Auch Rueffs Herzensprojekt „Dancer against Cancer“ leidet unter der Krise. „Wir sammeln alleine mit dem Charity-Ball 150.000 Euro, die jetzt fehlen. Die Krebshilfe ist auf Spenden angewiesen. Wir kennen viele Betroffene persönlich und wissen, dass für sie jetzt alles noch schwieriger geworden ist – das ist sehr traurig.“ Es bleibt die Hoffnung, dass – so es die Corona-Lage erlaubt – zumindest die für 17. April 2021 geplante Frühlingsgala stattfinden kann.

Und was wünscht sich Yvonne Rueff als Unternehmerin im Achten für die Zukunft?

„Dass wir Unternehmer*innen uns gegenseitig besser als Josefstädter Betriebe forcieren. Wir sollten mehr zusammenarbeiten und in diesen für alle schwierigen Zeiten mehr zusammenhalten. Jeder hat sein Netzwerk – wenn wir diese zusammenbringen könnten, würden alle profitieren.“ Die Josefstädter Unternehmen sichtbarer zu machen, ist Rueff ein großes Anliegen. „Vielleicht können wir neue Formate auf die Beine stellen, wie wir uns gegenseitig präsentieren könnten. Dafür würde ich mich gerne auch engagieren“, so die „Bezirks Business Award“-Preisträgerin 2020.

tanzschulerueff.at


Ausgabe 04/2020