Eid Mubarak

Auf den Spuren des Iran in der Josefstadt. Ein frohes neues Jahr! Ja, richtig gelesen: Im Iran wird immer im März der Jahreswechsel gefeiert.

Von Nadja Riahi

Das persische Neujahrs- und Frühlingsfest Nowruz wird seit schätzungsweise 3.000 Jahren begangen. Nowruz heißt übersetzt „Neuer Tag“ und beginnt jedes Jahr mit dem astronomischen Frühlingsbeginn zur Tag- und Nachtgleiche. Heuer wird am Sonntag, bei uns der 20. März 2022, das persische Jahr 1401 eingeleitet. Zu Nowruz wünscht man sich übrigens „Eid Mubarak“, ein gesegnetes Fest. Die Feierlichkeiten rund um das Nowruz-Fest erstrecken sich über 13 Tage. Während dieser Zeit haben Ämter, Behörden, Schulen und Universitäten geschlossen.

Alles beginnt mit „Khaneh Tekani“. Diese Tradition kann mit unserem Frühjahrsputz verglichen werden. Die Iraner:innen kaufen neue Kleidung, waschen ihre Teppiche, streichen ihre Häuser und reinigen ihre Dachböden. In der Nacht des letzten Mittwochs vor Nowruz, dem sogenannten „Feuermittwoch“, trifft man sich zum Ritual „Tschahar Schambe Suri“. Bei Sonnenuntergang werden Lagerfeuer gemacht und die Menschen springen über die Flammen. Das Überspringen des Feuers dient einerseits dazu, alles Alte und Schlechte hinter sich zu lassen, und soll andererseits Glück für das neue Jahr bringen. Während der Feiertage treten auf den Straßen Künstler auf, die als „Hadschi Firuz“, eine traditionelle Nowruz-Figur, verkleidet sind und das neue Jahr verkünden. Hadschi Firuz ist ein fiktiver Charakter in der iranischen Folklore. Sein Gesicht ist mit Ruß bedeckt, er trägt grellrote Kleidung und einen hohen Filzhut. Er tanzt durch die Straßen, während er singt und Tamburin spielt.

Ein wichtiger Bestandteil des Neujahrsfests ist das Zusammenstellen eines „Sofre-ye Haft Sin“. Haft Sin, übersetzt „sieben S“, sind sieben Elemente, die allesamt mit dem Buchstaben S beginnen und auf dem „Sofre“ (Tischtuch) aufgelegt werden. Das Nowruz-Fest endet am 13. Tag mit einem Picknick. Die „Sabze“ (Weizen- oder Linsensprossen), die während der vergangenen Tage gewachsen sind, werden bei einem Spaziergang in den Fluss geworfen: Dieses Ritual symbolisiert den Kreislauf des Lebens. Für alle Josefstädter:innen, die vor dem Nowruz-Fest einmal in die iranische Kultur eintauchen wollen, haben wir uns im und um den Achten auf die Spuren des Iran begeben. Und was könnte sich hier besser eignen als eine kulinarische Erkundungstour?

Zutaten für Speisen für das persische Neujahr: Reis, ein Mörser, aufgeschnitte Limetten, Safranfäden. Bild 2: Symbole für das Neujahrsfest: ein Spiegel, Kräuter, Gewürze, gefärbte Eier, Frühlingsblumen, ein Apfel, Datteln

Sogar iranische Diplomaten speisen in dem traditionsreichen Lokal auf der Lerchenfelder Straße 148, das viele als „die“ Adresse für authentische persische Küche bezeichnen. Die Rede ist vom Restaurant Pars, einem familiengeführten Betrieb, der sich bereits seit 1982 in der Josefstadt befindet. Das Pars war zunächst nur eine „Absteige“ für iranische Studierende oder Exil-iraner:innen mit Heimweh – mittlerweile finden in den bunten Räumlichkeiten rund 100 Gäste Platz. Die Speisekarte bietet zahlreiche Gaumenfreuden, von Grillspezialitäten wie Kebab über persische Hausmannskost bis zu Safranreispudding als Dessert.

Nur eine Straße weiter, also quasi um die Ecke, befindet sich auf der Kaiserstraße 98 das Restaurant Hafes, welches neben persischen Spezialitäten ab und zu auch Livemusik anbietet. Das Hafes hat seit 1997 seine Türen offen und lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Wer es gerne moderner mag, geht in das 2019 eröffnete Arezu in der Florianigasse 19. „Arezu“ stammt aus dem Persischen und bedeutet „Wunsch, Verlangen und Hoffnung“. Das Restaurant mischt „persische Lebensfreude mit europäischem Design und wienerischem Schmäh in einem Kochtopf “.

Haft Sin – Die sieben S

Wichtiges Brauchtum zu Nowruz sind die Haft Sin. Auf einem festlich gedeckten Tischtuch, dem Sofre, werden sieben Gegenstände ausgebreitet, die mit dem Buchstaben S beginnen: Sabze (Weizen- oder Linsensprossen), Samanu (eine süße Speise aus Weizenkeimen), Sir (Knoblauch), Serke (Essig), Somagh (saures Gewürz), Sib (Apfel) und Senjed (Mehlbeeren). Außerdem kommen Sekke (Münzen), häufig auch Sonbol (Hyazinthe) sowie Sepand (eine wilde Raute) hinzu. Zusätzlich werden ein Spiegel (Symbol für Glück), ein oder mehrere Goldfische, die in einem durchsichtigen Wasserkrug schwimmen, ein Stück Brot, bemalte harte Eier so wie ein Diwan-e Hafez (Gedichtband von Hafez) auf dem Sofre platziert.

ein Bild eines Postpakets, Bild 2: Blick in den persischen Supermarkt, Bild 3: Bild des persischen Restaurants Pars

Persischer Supermarkt

Authentische Produkte für Nowruz findet man im persischen Supermarkt auf der Lerchenfelder Straße. Dort gibt es ein gutes Angebot an persischen Lebensmitteln, wie Milchprodukte, Nüsse, Reis, Tee, Safran, Datteln, Süßigkeiten, Kurkuma, Gurken, Gewürze, getrocknetes Gemüse, gefrorenes Gemüse, alle Arten von iranischen Konserven, und sogar traditionelle Haushaltsgeräte wie Reiskocher und natürlich Teppiche.

▶ Raman Supermarket (Persian Groceries). 7., Lerchenfelder Straße 131
Offizieller Feiertag

Seit 2010 ist Nowruz auf Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen als Internationaler Nowruz-Tag anerkannt. Die Generalversammlung stellte in ihrer Erklärung fest, dass „Nowruz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Millionen Menschen seit mehr als 3.000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert wird“.

Ausstellung aus dem Evin-Gefängnis in Teheran

Von Mittwoch, 4. Mai, bis Sonntag, 15. Mai, ist im Volkskundemuseum in der Josefstadt die Ausstellung „From Evin with Love“ zu sehen. Die Gegenstände, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, wurden von Frauen angefertigt, die im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran, der Hauptstadt des Iran, inhaftiert waren oder sind. Darunter sind ein Vogel im Flug, selbst genähte Puppen, große und kleine Täschchen, bestickte Stoffe, Patchwork-Arbeiten, kalligraphische Texte.

▶ 04–15/05/2022. Volkskundemuseum Wien. 8., Laudongasse 15–19. Di–So 10-17h, Do 10-20h.
www.volkskundemuseum.at

Ausgabe 01/2022