Funk Your Soul …

… und Rock Your Body. Das Motto „Gekommen, um zu bleiben“ gilt auch für Ronny Kokert und die Josefstadt. Der Kampfsport-Weltmeister kämpft für eine ­gerechtere Welt.

Vor rund zwanzig Jahren hat sich Ronny Kokert mit seinem Trainingszentrum „Shinergy Base“ bewusst in der Josefstadt angesiedelt. „Hier ist unsere Zielgruppe zu Hause. Reflektierte Menschen, die Mut zur Veränderung haben“, so der Shinergy-Günder.

Shinergy® (Shin ist japanisch für Geist, Herz und Emotion] verbindet Zen-Philosophie und asiatische Kampfkunst mit modernsten Methoden der westlichen Sportwissenschaft. Shinergy ist auch Kokerts Schlüssel, um Krisen zu meistern. Die jüngste, aber nicht einzige Krise heißt Corona. „Ich gehe mit Krisen in der Regel sehr zuversichtlich um – sie aktivieren mich. Die Kampfsport-Philosophie lehrt einen, aus Konflikten Kraft zu schöpfen.“ 2015 hat er im Shinergy Base um Sachspenden für Flüchtlinge u.a. in Traiskirchen gebeten. „Der Zuspruch unserer Mitglieder war enorm und das ist nicht selbstverständlich. Ich habe junge Menschen in den Flüchtlingsunterkünften kennengelernt, die schwer traumatisiert waren und extreme Angst hatten.“ 

Mit dem Projekt „Freedom Fighters“ gibt Kokert jungen Asylwerbern seit vier Jahren mit einer sportlichen und mentalen Ausbildung Raum, um ihre Wut in Mut zu verwandeln. „Kampfkunst heißt bewusstes Miteinander. Ich nehme auch nicht alle – ich akzeptiere keine religiösen Dogmen und Respektlosigkeit. Bis jetzt haben an die 250 Leute bei uns trainiert, vor allem Burschen. Wir sind gerade dabei, einen Mädchenkurs aufzubauen“, erzählt der Trainer mit Herz und Hirn. Einige seiner Schützlinge sind sogar bereits für das österreichische Kickbox-Nationalteam angetreten – und das höchst erfolgreich: „Wir haben fünf Staatsmeister, einen Vizeweltmeister und einen Weltmeister sowie drei Weltcup-Siege.“

Im Februar hatte Ronny Kokert einen aufsehenerregenden Auftritt in der ZIB. Er hatte sich mit einer kleinen Kamera ins Flüchtlingslager Moria auf Lesbos geschmuggelt, um die katastrophalen Zustände zu filmen. „Es leben 20.000 Menschen in einem Lager, das für 3.000 vorgesehen ist – fast die Hälfte sind Kinder. Im Winter ohne Heizung, Strom und Wasser, im Schmutz und mit kaum etwas zu essen“, schildert Kokert die verzweifelte Lage. Auch dort hat er unter dem Motto „Funk Your Soul and Rock Your Body“ mit Jugendlichen trainiert.

In ihm steckt aber auch ein Literat. „Ich schreibe Gedichte, um Dinge, die mich bewegen, zu verarbeiten.“ Mit Felix Okon, der in den 90er-Jahren als Sänger der Pop-Formation „Unique II“ über acht Millionen Platten verkaufte, macht er daraus Raps. Die ersten sind schon als Musikvideos auf YouTube zu sehen. Das Debüt-Album des Projekts „Kiai“ (in Anlehnung an das japanische „Sagen was man denkt“) wird sich bald auf dem Plattenteller drehen!

Und Ronny Kokert – der gekommen ist, um zu bleiben – will sich jetzt auch privat in der Josefstadt niederlassen. Er ist auf Wohnungssuche!

www.shinergy.com


Ausgabe 03/2020