Red Octopus – Das legendäre Plattengeschäft

Bis heute ist der „Red Octopus“ nicht nur den Josefstädter:innen gut in Erinnerung, obwohl er 2009 seine Pforten geschlossen hat.

Zwölf Jahre danach gibt es immer noch Menschen, die gerne an den Plattenladen zurückdenken und ihn vermissen.

Gegenüber der Versicherungsanstalt BVAEB, in dem Geschäftslokal, auf dem heute „Blumengarten“ steht und in dem Kleidung verkauft wird, war über 30 Jahre lang der legendäre Plattenladen „Red Octopus“, der sich guter Musik, vor allem Jazz, verschrieben hatte.

Das 1976 gegründete Geschäft hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Musikbegeisterte – allen voran Jazzfans – mit guter Musik zu versorgen, und das lange vor Streaming, Download und Internet. Heute kaum vorstellbar, wurden musikalische Schätze in Form von Vinyl damals persönlich aus den USA und Japan geholt. Ja, tatsächlich geholt, denn das Online-Bestellen lag noch in weiter Ferne.

Karl Klebl, der Mann von „Red Octopus“-Gründerin Margit Lorencz, flog regelmäßig nach Tokio und New York, um mit Kartons voller Platten nach Wien-Josefstadt zurückzukehren. Kund:innen aus ganz Österreich scharten sich um diese Kartons in der Hoffnung, einen der begehrten Schätze zu ergattern. So machte sich das Geschäft schnell einen Namen, und viele treue Kund:innen waren der Lohn für das exklusive Angebot und natürlich die fundierte Expertise. Ein Kunde erinnert sich: „Ich werde den Moment nie vergessen, wenn ein solcher Karton geöffnet wurde – und die Menschentrauben, die darauf warteten, das ,schwarze Gold‘ in Form einer Langspielplatte aus Übersee zu erstehen.“

Für die jüngere Generation mag das klingen wie Geschichten aus einer fremden Welt, doch „damals“ war der Erwerb eines solchen  Statussymbols enorm wichtig. 279 Schilling war dieser „Schatz“ Ende der 90er-Jahre wert, das sind umgerechnet 20 Euro und nach heutiger Kaufkraft rund 28 Euro – also kein ganz billiges Vergnügen .  Zum optimalen Klangerlebnis gehörte natürlich auch der richtige Plattenspieler und Verstärker. An Streaming gewöhnte Musikbegeisterte von heute können es sich wohl kaum vorstellen, aber eine Schallplatte war in der Regel ein Sammlerstück – ein Album zu besitzen, es zu Hause im Regal stehen zu haben und in die Hand zu nehmen, um es abzuspielen, gehörte für viele zum Ritual für „chillige“ Stunden.

Wer gute Musik, vor allem seltene Jazzalben wollte, kam aus ganz Österreich in die Josefstadt. „Red Octopus“ war über drei Jahrzehnte lang die erste Adresse für Jazztonträger in Wien und eine wahre Institution. Nicht nur Kund:innen, Musikjournalist:innen und Künstler:innen wie Josef Hader oder Erik Trauner kamen hierher, auch Veranstalter:innen wie der Chef des Jazzfests Wien waren einmal in der Woche Gast im „Red Octopus“, um up to date zu bleiben. Hier herrschte eine besondere Atmosphäre – die einzigartige Stimmung zog einen sofort in den Bann, wenn man das Geschäft betrat.

 

Frau in einem Plattengeschäft

„Trotzdem ist ein geschlossener Plattenladen immer ein Verlust. Ein sozialer wie kultureller.“
(Karl Fluch, derStandard.at, 2.10.2009)

Musikliebhaber:innen trafen sich im „Red Octopus“ nicht nur, um Platten zu kaufen, sondern auch, um sich auszutauschen und wertvolle Musik-Empfehlungen zu bekommen. Neben dem Aufbau des Geschäfts zog Margit Lorencz zwei Kinder groß, die wie selbstverständlich Teil dieses Musikkosmos wurden. Mit ihrer Tochter Karoline Cvancara kam noch mehr „Frauen-Power“ ins „Red Octopus“. Karoline machte sich in der heimischen Jazzwelt vor allem mit dem von ihr gegründeten Magazin „Jazz & More“ einen Namen. Sie publizierte Porträts von Musiker:innen und Alben-Empfehlungen, später zeichnete sie für den Online-Shop des Geschäfts verantwortlich.

Eigentlich hätte sie den Laden gerne übernommen. „Red Octopus“ war so etwas wie ein Fels in der Brandung und wesentlich mehr als „nur“ ein Plattenladen. Aber auch er konnte sich dem längst eingesetzten Geschäftesterben nicht entziehen und schloss leider im Herbst 2009 für immer seine Pforten.

▶ Karoline Cvancara lebt heute als Autorin in der Josefstadt. Ihre Romane sind bei Ortner Bücher in der Tigergasse 19 lagernd.

Schwingungen 

Collage mit 2 Männern, einer Frau und 2 Händen

„Back from Brazil“

Das vielseitige Duo Isabella Krapf (chromatische Mundharmonika) und Károly Berki (Gitarre) verzaubert mit gefühlvollen Interpretationen und rhythmischen Spielereien von Latin und Flamenco bis zu Klezmer und Jazz. Altbekanntes wird neu entdeckt! Im November 2019 spielte das Duo sein erstes Konzert in Brasilien – weitere Projekte dort sind geplant.

▶ 23/10/2021, 19h. Zentrum für heilende Lebenskunst 8., Lerchengasse 15/1. www.isabellakrapf.com

 

Circle Singing

Singen und grooven in der Gruppe: das neue Projekt von Astrid Golda (Bild) in Wien. Es werden kurze rhythmische und melodische Motive vor- gegeben, die von anderen Circle-Sängern wiederholt werden. Dadurch entstehen eingängige Livekompositionen, die den Weg für neue Klänge öffnen. Singen in der Gruppe erhöht das Glückshormon Endorphin. Keine Vorkenntnisse notwendig!

▶ Mo 18:30h. Mama & Papa Pur. 8., Josefstädter Straße 81–83 (2. Innenhof). Anmeldung: office@astridgolda.com

 

Ruhemeditation

Wir sehen es als selbstverständlich an, dass unser Körper funktioniert. Die Alarmglocken läuten erst dann, wenn er das nicht mehr tut. Eine Möglich- keit, sich ganz bewusst dem eigenen Körper zu widmen, ist Meditation. Hier bekommt der Körper die Pause, die er sich verdient. Die geführte Ruhe- meditation „Sage Ja zu deinem Körper“ lässt mit der natürlichen Atmung Müdigkeit und Ausgelaugtheit des Tages verschwinden.

https://martinawostal.at oder Podcast „Meditation und Inspiration“ (Folge #41) via Spotify, Google oder Apple abrufbar


Ausgabe 03/2021