SORGEKULTUR – Achtsam im Achten!

Sorgekultur bedeutet nicht, sich Sorgen zu machen, sondern aufeinander zu achten. Manchmal schaut das Leben von einem Tag auf den anderen ganz anders aus:

Der Lift funktioniert nicht mehr – und man ist mit dem Rollator plötzlich in der Wohnung gefangen. Und wie uns das Coronavirus gerade drastisch vor Augen führt, kann es ganz schnell jeden treffen, dass man das eigene Heim nicht mehr verlassen kann oder darf.

Viele Menschen sind nicht nur vorübergehend in Quarantäne, sondern haben fordernde Lebenssituationen, die über einen langen Zeitraum, manchmal auch das ganze Leben lang, andauern können. Hier will die Initiative „ACHTSAMER 8.“ ansetzen und eine Sorgekultur für große und kleine Probleme in der Josefstadt aufbauen. Initiatorin Daniela Martos: „Mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft steht im Mittelpunkt, und dafür sollen Ideen und Initiativen entwickelt werden. Ziel ist es, alle, die Hilfe brauchen, gut unterstützen zu können – sowohl von professioneller Seite als auch privat.“

In einem ersten Schritt werden bereits vorhandene Hilfestellungen im Bezirk sichtbar gemacht. „Wir wollen eine ,Sorgelandkarte‘ online im Bezirksplan einzeichnen, damit jeder leicht zu den Informationen kommt, wo es was gibt und wo man sich hinwenden kann, wenn Unterstützung gebraucht wird“, erklärt die engagierte Josefstädterin.

Der Bezirk unterstützt die Initiative und so fand die Auftaktveranstaltung am 22. Jänner in der Bezirksvorstehung Josefstadt statt. Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Josef Mantl stellte neben Daniela Martos und Gert Dressel vom Verein „Sorgenetz“ das Projekt vor: „Die Menschen im Bezirk sollen sich umeinander kümmern, aufeinander achtgeben – insbesondere in Zeiten der Digitalisierung und der dadurch zunehmenden Entfremdung ist das besonders wichtig. Es geht um alle Menschen – jung und alt!“

Kick-off-Event

Bereits beim Kick-off-Event wurde vom sorgsamen Umgang in der Nachbarschaft berichtet: berührende Geschichten wie jene einer einst neu in die Josefstadt gezogenen, alleinerziehenden Frau mit Migrationshintergrund, der quasi von Frau zu Frau unter die Arme gegriffen wurde. Man half ihr mit Möbeln aus, ihre Kinder erhielten gratis Lernhilfe u. v. m. Bis heute, 30 Jahre später, besteht ein freundschaftlich- familiäres Verhältnis und es ist selbstverständlich, sich in prekären Situationen gegenseitig zu helfen.

Der Bedarf an organisierter Nachbarschaftshilfe scheint groß zu sein. Bei den „Tischgesprächen“ kristallisierten sich Punkte wie digitale Nachhilfe oder Reparaturen in der Wohnung von betagten Menschen heraus. Aber auch das Thema „Hilfe annehmen“ wurde heftig diskutiert. „Hilfeempfänger zu sein – auch wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt –, hat offenbar in unserer Gesellschaft einen negativen Beigeschmack“, so eine Teilnehmerin.

Der „Achtsame 8.“ will Räume für Begegnungen der Generationen, für Austausch, gemeinsames Erleben und neue Erfahrungen miteinander entstehen lassen und so Brücken des Verständnisses zwischen den Altersgruppen und positivere Bilder von Alter und Demenz ermöglichen. Solidarität in der Gesellschaft, damit jeder am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen und in herausfordernden Lebenssituationen Unterstützung bekommen kann, ist auch im Sinne der biopsychosozialen Gesundheit ein großes Anliegen.

Bessere Mobilität

Sehr konkret wurde über Mobilität gesprochen: ein Problem, das die Menschen im Bezirk wegen des U-Bahn-Ausbaus und der Sperre der Station Rathaus für lange Zeit beschäftigen wird. Für eine bessere Mobilität sollen insbesondere generationenübergreifende Aktivitäten zu tragen kommen – einige junge Leute zeigten beim Auftakt bereits großes Interesse. Wichtig ist, dass alle Aktivitäten – es sollen u. a. regelmäßig Stammtische stattfinden und für Herbst ist ein großes Bürgerforum geplant – auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Melden Sie sich auf der Homepage achtsamer.at für den Newsletter des ACHTSAMEN 8. an und folgen Sie dem Projekt auf facebook. com/sorgenetz.at. Weitere Infos zu den Aktivitäten in der Josefstadt finden Sie auch unter josefstadt.wien.gv.at.

In Kooperation mit dem Fonds Gesundes Österreich, der Wiener Gesundheitsförderung und dem Bezirk Josefstadt.

www.achtsamer.at
www.facebook.com/sorgenetz.at/
www.josefstadt.wien.gv.at

Die Agenda 21 Josefstadt initiiert mit der Bezirksvertretung regelmäßig Gelegenheiten, wo man sich im Achten als Stadtgärtner betätigen kann. Auch diese Initiativen fördern den Zusammenhalt in der Nachbarschaft. So haben die Gärtnerinnen und Gärtner vom Albertplatz nicht nur die Schaufel selbst in die Hand genommen, sondern unter dem Motto „Do it yourself“ auch ihre eigene Gartenbank gebaut. Nach getaner Arbeit kann man hier gemeinsam die Ernte verspeisen …

www.agendajosefstadt.at


Ausgabe 01/2020