Von Mensch und Tier

Ein Spaziergang von Atelier zu Atelier, von Künstler*in zu Künstler*in, von Kunstwerk zu Kunstwerk. Bereits zum neunten Mal finden in der Josefstadt die „Tage der offenen Werkstätten“ unter dem Titel „Im Achten herum“ statt.

Von Elisabeth Hundstorfer

Am Freitag, den 2. Oktober, wird zum Auftakt ab 19 Uhr eine Atelierrundgangsparty mit den teilnehmenden Kunstschaffenden im Volkskundemuseum gefeiert. Der Atelierrundgang selbst startet am Samstag.

Neben „alten Bekannten“ der Josefstädter Kunstszene sind auch immer junge oder neu in den Achten gezogene Künstler*innen vertreten. „Der Fokus liegt auf dem künstlerischen Schaffen in der Josefstadt, das einen wichtigen Baustein der zeitgenössischen Kunstszene in Österreich darstellt“, so Künstler und Organisator Walter Kanov. „Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen“ (Friedrich Wilhelm Nietzsche) könnte für ihn das Motto von „Im Achten herum“ sein. Kanovs in Rakeltechnik hergestellte großformatige Acrylbilder werden im Volkskundemuseum zu sehen sein.

Neben den Kunstwerken, die sich zwischen Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Installation, Video- und Klangkunst bewegen, gilt es auch geheimnisvolle Orte zu entdecken: „das Atelier“ als Kreativ- und Kraftort. Man kann so manches verborgene Kleinod erkunden, etwa den wunderbaren Hinterhof des Ateliers Mindquarters von Michaela und Walter Meissl mit tollen Skulpturen und Pflanzen oder das bunte Atelier von Sabine Duty in einem der schönsten Häuser im Bezirk.

Sabine Duty hat ihren „Brotberuf“ Kunsttherapeutin an den Nagel gehängt und widmet sich ausschließlich ihrer Kunst. Der Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens ist seit Dezember 2013 ihr Atelier in der Laudongasse.

Neben ihrem Projekt „100 People“ – bei dem sie Menschen porträtiert, die auf Basis einer repräsentativen Statistik der Weltbevölkerung, ausgewählt werden – ist aktuell das Thema Frau und Altern in ihren Arbeiten sehr präsent.

„Vom Publikum werden diese Bilder sehr kontroversiell aufgenommen. Eine Frau hat sich von meinen Arbeiten so berührt gefühlt, dass sie bei einer Ausstellung davor in Tränen ausgebrochen ist. Eine andere hat mich hingegen beschimpft, wie man so etwas malen kann. Das sind die Erlebnisse, die mich in meiner Kunst bestärken, da weiß ich: Das will ich“, sagt die Mutter dreier Kinder. „,Schönmalerei‘ ist nicht mein Arbeits- und Kunstverständnis.“

Die Gelegenheit, Sabine Duty in ihrem Atelier zu besuchen und ihre teils sehr großflächigen Ölbilder zu bewundern, sollte man im Rahmen von „Im Achten herum“ unbedingt wahrnehmen.

Viele Künstler stellen aus

Unscheinbar mutet von außen das Atelier von Udo Hohenberger und Sylvia Fischer in der Pfeilgasse an. Doch mit dem Eintreten tut sich eine Welt der Fantasie und Fülle auf. Die beiden sind beim Atelierrundgang mit der Ausstellung „Kongenial II“ vertreten, in der sie neue Arbeiten zeigen, die seit dem Lockdown entstanden sind. Für beide waren und sind die extreme Ausnahmesituation und die damit verbundenen Ängste ein nicht vorhersehbarer Motor in der künstlerischen Weiterentwicklung. Die Ausstellung zeigt sehr subtil, wie eine Krise künstlerische Schaffensprozesse beeinflusst. „Ich habe mit Farben gearbeitet, die sonst nicht typisch für mich sind, aber ich musste mit dem malen, das da war. Ich habe auch Leinwandreste, die vom Aufspannen angefallen sind, verwendet“, erzählt Fischer.

Ulli Klepalski ist mit ihrem Atelier in der Buchfeldgasse ein „Fixstern“ bei den Atelierrundgängen. „Von einer Tierhandlung in New York“ handelt die Ausstellung, die ab 10. September im Amerlinghaus im 7. Bezirk zu sehen ist und ganz  aktuelle Werke rund um die Katze zeigt, die von einer New-York-Reise anlässlich von Klepalskis Personale in der Galerie Artifact im Juni 2019 inspiriert wurden. Eine cartoonartige Collageserie, eine Rauminstallation sowie ein fast lebensgroßes Ölbild mit dem Titel „Klepzwerg in Katzanien“ umfasst das reiche Schaffen zwischen Traum und Wirklichkeit. Am 18. September liest Klepalski aus ihrem Werk „Katzenkopfgangarten“. Auf Katziges kann man sich Anfang Oktober auch in ihrem Atelier freuen.

Kunst am Ort ihrer Entstehung zu erleben und mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen, fördert nicht nur das Verständnis, sondern intensiviert auch das Kunsterlebnis.

„Im Achten herum“ ist eine gute Gelegenheit für eine Entdeckungstour durch die Josefstadt und einen Blick hinter die Kulissen des reichhaltigen Kulturschaffens im Bezirk!

▶ 02/10/2020, 19h. Eröffnungsfest Volkskundemuseum

▶ 03+04/10/2020, geöffnete Ateliers.  Sa 15–19h + So 14–18h geöffnete Räumlichkeiten im Volkskundemuseum für alle, die dort ausstellen. www.im-achten-herum.at sowie auf facebook


Ausgabe 03/2020