Wichtig is, …

… das ma was, wos ma will*.

Marianne Mendt ist als Sängerin – „A Glock’n, die 24 Stunden läut“ war der Anfang des Austropop – und Schauspielerin berühmt. Seit 1973 lebt die Künstlerin in der Josefstadt. Eine Würdigung.

von Rainer Krispel

„Es passiert so viel in diesem kleinen Bezirk“, sagt Mendt, der 2014 der Berufstitel „Professor“ verliehen wurde, am Telefon. Sie bringt ihre Anerkennung für jene Menschen zum Ausdruck, vor allem auch junge, die zum bunten Leben in 1080 beitragen, und weiß den Mut derer, die hier Lokale und Läden unterhalten, sehr zu schätzen.

Am 29. September 1945 als Marianne Krupicka geboren, war ihr Weg ein anderer. Sie trat mit erreichter Volljährigkeit an, „gewerkschaftlich geprüfte Vortragskünstlerin“ zu werden. Als solche tourte sie dann mit ihrer Band „The Internationals“ als Sängerin (und Bassistin!) durch Europa. Bis die Begegnung mit Gerhard Bronner, aus dessen Feder die „Glock’n“ stammt, ihrem Künstlerinnenleben einen nachhaltig anderen Kurs verlieh.
Ein Künstlerinnenleben, das sich in einer reichen Diskografie ebenso wiederspiegelt wie in einer eindrucksvollen Liste von Preisen und Ehrungen (Goldenes Verdienstzeichen der Stadt Wien, Romy, Amadeus für das Lebenswerk 2016 …). Der Titelsong von Marianne Mendts Debütalbum „Wie a Glock’n“ (1970) ist laut „Falter“-Musikexperte Gerhard Stöger „der einzige Austropop-Klassiker, den internationale Soul-DJs zu schätzen wissen“. Ähnlich substanziell auch „Gute Lieder sind wie Pistolen“, 1972 erschienen, zehn wirklich gute Lieder, von André Heller produziert. Nicht von ungefähr legte das renommierte Wiederveröffentlichungslabel Bear Family Records 2010 gleich zwei CDs mit dem Frühwerk der großartigen Sängerin und Interpretin für sein globales Publikum auf.

Marianne Mendt, die neben ihren vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten eine 1979 geborene Tochter aufzog, ist wenig geneigt, sich mit Rückblicken aufzuhalten, die ob ihres 75. Geburtstags Ende September unausweichlich waren. Der Fokus liegt auf dem, „was ich noch machen werde“. Dabei schlägt das Herz der Künstlerin, die mit Gitti Schimek im „Kaisermühlen-Blues“ auch eine ikonische Fernseh-Figur der 1990er-Jahre verkörperte, am allerlautesten, wenn es um Musik geht. Ob mit dem von ihr künstlerisch geleiteten MM Musikwerkstatt Musikförderverein, dessen sommerliches Jazzfestival in St. Pölten jungen Talenten eine Bühne bietet, oder wenn es darum geht, selbst hoffentlich 2021 wieder hinter dem Mikrofon zu stehen und die lebenslange Liebe zum Jazz zu zelebrieren. „Die müssen spielen“, sagt die Sängerin über ihre Musiker, die gemeinsam mit ihr von der coronabedingten Absage nicht nur eines Termins betroffen sind – der Rückschluss auf die eigene ungebrochene Lust am Singen ist kaum zu überhören. Auf die so unsinnige wie weltbewegende Frage nach einer Definition von Jazz hat Marianne Mendt eine klare Antwort: „Joe Zawinul hat mir diesen Satz geschenkt – Jazz ist alles, was gut ist.“ Danke, Frau Professor Marianne Mendt!

* Titel einer 1971 erschienenen Flexi-Single für das Unterstützungskomitee zur (erfolgreichen) Wiederwahl von Bundespräsident Franz Jonas

www.mariannemendt.at
www.mmjazzfestival.at


Ausgabe 04/2020